Die Inhaftierung Oscar Wildes im Jahr 1895 führt unter Anarchist*inne zu Akten der Solidarisierung und einer Welle der Erkenntnis.
Wildes Verurteilung zu zwei Jahren körperlicher Arbeit auf Grund von „acts of gross indecency with men“, schärft die Linse, durch die die Anarchist*innen die ethischen Fragen gleichgeschlechtlicher Anziehung verst.
Am Beispiel der Homosexualität wird das staatliche Eindringen in das intime Privatleben offensichtlich und seine Regulierung auf moralischer, legaler und sozialer Ebene.
erkennen darin die Parabel von „gute“ und „schlechte“ Sex, dem gesellschaftlich akzeptablen und dem abweichenden, dem normalen und dem queeren.
Anarchist*innen dieser Zeit befürworteten Homosexualität im Rahmen des angepassten Geschlechtsverhaltens, solange die Männlichkeit bewahrt wurde.
Anarchist*innen haben also schon sehr lange autoritäre Hierarchie abgelehnt, in der Hoffnung, das daraus eine Welt entsteht, in der Arbeit, Kultur und Liebe frei ausgedrückt und genossen werden können.
Wir müssen Anarchismus in allen Lebensbereichen anwenden. Wir müssen, wie die Anarchist*innen im 19. Jahrhundert schon, erkennen, dass Liebe, Sex und Geschlecht als Werkzeuge politischer, sozialer und ökonomischer Unterdrückung benutzt werden können.
Liebe und Sex können wir vielleicht für uns befreien, bei Geschlecht sind Hopfen und Malz verloren.
Geschlecht wird benutzt, um die Arbeit in dieser Gesellschaft so aufzuteilen, dass sie dem Kapitalismus nützt. bedien sich der patriarchalen Spaltung der sogenannten Geschlechter, um sicherzustellen, dass es kleine Produktionseinheiten für Arbeiter*innen gibt, die voneinander getrennt und immer auf sich in nichtwählbaren familialen Banden bezogen sind.
stell Frauen her, die unentgeltlich die Arbeit leisten sollen, die nötig ist, aber aus der sich kein oder nicht genug Profit schlagen lässt – was wir grade schön daran sehen können wie Pflegekräfte verheizt werden als gäbe es kein Morgen.
Die Verhältnisse in denen wir leben werden über unsere Körper ausgefochten und schreiben sich in sie hinein. Ob es Abtreibung ist oder das ich mir meine Titten abnehmen lassen darf. Ob es die Diäts- und Schönheitsindustrien sind, die konstante Selbstverbesserung, zu der wir alle angehalten werden um nutzbarer zu sein. Wie be_hinderte Menschen ausgeschlossen und als überflüssig betrachtet werden, weil sie nicht zu dem deal leistungsfähiger Körper passen.
Wir haben Körper und Geist gewaltsam voneinander getrennt, und es ist schon lange überfällig, sie wieder zusammenzubringen. Anzuerkennen, wer wir sind, wer wir sein können, wenn wir es zulassen. Genussvoll auszuprobieren, ob das was ich will queerer Sex ist oder gar kein Sex oder Testosteron oder oder Kind oder keins. Es ist längst überfällig, dass wir uns gegenseitig liebevoll und wertschätzend begegnen und das der Sinn im Leben nicht mehr ist, dass wir für Profit produzieren.
Die Revolution als anarchistische, als gemeinschaftliche, muss alle Trennungen im Leben zerschlagen, und so auch Geschlecht. Nicht weil Geschlecht unpraktisch und anstößig ist, sondern weil es Teil der Gesamtheit der Beziehungen ist, die täglich die kapitalistische Produktionsweise reproduzieren.
Und es reicht nicht, einfach mehr Geschlechtseinträge zu schaffen, denn, wie die gender nihilists schreiben: “die Gewalt von Geschlecht kann nicht überbewertet werden. Jermordete trans Frau [oder fast totgeschlagene trans Jugendliche, wie im März in Herne], jedes intersex Kind, das unter Zwang operiert wird, jedes queere Kid das aus dem Haus geworfen wird, ist ein Opfer von Geschlecht. Die Abweichung von der Norm ist immer bestraft. Eine Erweiterung der Norm ist die Erweiterung der Abweichung: Es ist die Erweiterung der Weisen auf die wir dem Ideal nicht entsprechen können. Unendliche Geschlechtsidentitäten erschaffen unendlich neue Räume der Abweichung, die gewaltvoll bestraft werden. Geschlecht muss Abweichung bestrafen, deshalb muss Geschlecht abgeschafft werden.”
Wir können uns nicht auf den Staat verlassen, wenn wir glücklich sein wollen. Es geht nämlich nicht darum, dass wir glücklich sind, sondern darum, dass die Wirtschaft weiter läuft, damit der Apparat handlungsfähig bleibt. Das sehen wir grade im kleinen daran, wie lange wir darauf warten, dass das menschenfeindliche TSG durch ein besseres Selbstbestimmungsgesetz ersetzt wird. Im , wie unsere Welt zu Grunde gerichtet wird.
ha sich aus unseren Körpern und unserem Sex gefälligst rauszuhalten, genau so, wie aus allem anderen auch. Denn kenn nur Herrschaft und Gewalt – und wir brauchen Gemeinschaft, Freiheit und Fürsorge. So, wie eigentlich schon immer. So, dass wir alle ein möglichst schönes Leben führen können.