AK Ausstellung: Homosexualität_en

Deutsche Bahn verbietet Homosexuälität_en-Plakat auf eigenen Werbeflächen

Auf dem Plakat für die Ausstellung „Homosexualität_en“, die ab dem 12.05.2016 im LWL Museum Münster stattfindet, ist die_der kanadische Künstler_in Heather Cassils mit nacktem Oberkörper zu sehen. Die DB verbietet nun das Aufhängen des Plakats in Bahnhöfen, mit der Begründung, das Bild sei „sexualisiert“ und „sexistisch“. Noch 2015 hatte die DB das identische Plakat auf eigenen Werbeflächen genehmigt.

Wir prangern das Verbot der DB an, weil es sich u.E. weder um eine sexualisierte Darstellung, noch um sexistische Werbung handelt. Darüber hinaus halten wir ein solches Verbot in Zeiten starker rechtskonservativer Tendenzen in der Gesellschaft für ein falsches Signal.

Sexismus ist eine Methode der Unterdrückung und Diskriminierung im Patriarchat.

Laut der Kommission für Gleichstellung der TU Braunschweig, die sich an den Grundsätzen des Deutschen Werberats orientiert, ist Werbung dann sexistisch, wenn sie etwa …

1. sexuelle Anspielungen beinhaltet, die nichts mit dem beworbenen Produkt zu tun haben
– Das Bild von Cassils beinhaltet keine sexuellen Anspielungen, es wird lediglich ein nackter Oberkörper gezeigt. Dass nackte Körper(teile) automatisch etwas mit Verfügbarkeit oder Sexualität zu tun haben, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Darüber hinaus hat das Bild sehr wohl etwas mit dem beworbenen Produkt (nämlich der Ausstellung) zu tun, da es Teil dieser ist. Es wirbt also u.a. für sich selbst.

2. suggeriert, dass die abgebildete Person ebenso „zu haben“ ist wie das beworbene Produkt
– Nein, s.o.

3. Geschlechterklischees oder Stereotypen bedient
– Bei Cassils Bild ist genau das Gegenteil der Fall: Sie_er lässt sich nicht eindeutig in das binäre Geschlechtersystem (das davon ausgeht, dass es nur Frauen und Männer gibt) einordnen und stellt somit Geschlechternormen und sexuelle Identität infrage.

Indem die DB das Plakat verbietet, zensiert sie, unserer Meinung nach, auch das Infragestellen der vorherrschenden Geschlechternormen.

Die Begründung der DB, dass das Plakat gegen die Grundregeln des Dt.Werberats verstoße, da es „sexualisiert“ und „sexistisch“ sei, ist somit entkräftet. Das Anliegen der DB, sich gegen sexistische Werbung auszusprechen und diese auf den eigenen Werbeflächen zu verbieten, finden wir generell sehr begrüßenswert. Jedoch sollte dann auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgen und eben gerade nicht das Zeigen von ohnehin schon in der Öffentlichkeit unterrepräsentierten Körpern (wie denen von Personen jenseits des binären Geschlechtersystems, s.o.) verboten werden. Eine weitere Möglichkeit für die DB, sich gegen Sexismus zu engagieren, wäre z.B. im Rahmen von #inderBahnpassiert aktiv zu werden.

Zuletzt möchten wir auf die Aussage von Dr. Birgit Bosold, Projektleiterin und Mit-Kuratorin der Ausstellung, verweisen, die zum Zweck der Ausstellung sagt:

„Wir wollen zeigen, dass die Diskriminierung von homosexuellen Menschen mit der Geschlechterordnung zu tun hat, die allen ungefragt eine geschlechtliche Identität zuweist und zugleich ein sexuelles Begehren, nämlich in Richtung des Gegengeschlechts“

und uns der Stellungnahme des Schwulen Museums* in Berlin uneingeschränkt anschließen: http://www.schwulesmuseum.de/aktuell/view/homosexualitaet-en-plakat-darf-in-der-region-muenster-nicht-an-bahnhoefen-haengen/

Arbeitskreis „Ausstellung“ des Feministischen Vernetzungstreffens Münster

http://taz.de/Queeres-Plakat-aus-dem-Verkehr-gezogen/!5303549/
http://www.queer.de/detail.php?article_id=26098


Update:

„Die Deutsche Bahn Personenverkehr hat das Plakat zur Ausstellung „Homosexualität_en“ erneut geprüft und es heute für die Plakatierung an den Bahnhöfen freigegeben. Es wird dort zwar zu Ausstellungsbeginn nicht zu sehen sein, da wir die Kampagne nach der Absage durch die Bahn kurzfristig ändern mussten. Aber wir setzen derzeit alle Hebel in Bewegung, damit das Plakat an möglichst vielen Bahnhöfen zu sehen sein wird.“