Koschka Linkerhand – eine Kritik

Am 4.12.19 findet in Münster ein Vortrag von Koschka Linkerhand statt, unter dem Titel: Nestbeschmutzerinnen. Thesen einer feministischen Islamkritik. 

Aufgrund von bereits bestehender Kritik haben einige von uns sich mit ihren Inhalten auseinandergesetzt.

Diese Kritik wurde von rassismuskritischen und queerfeministischen Einzelpersonen formuliert. Wir nutzen die Gegengrau Kanäle, um sie zu teilen, sie ist aber keine Kritik der Gruppe GegenGrau.

Koschka Linkerhands Analyse von Geschlecht ist grundlegend transfeindlich, ihre vorgeschobene Islamkritik nicht mehr als antimuslimischer Rassismus.

Sie grenzt sich von transfeindlichen Radikalfeminist*innen ab, benutzt aber deren Rhetorik – die Abgrenzung ist also rein formal und nicht inhaltlich.
Sie hat ein essentialistisch/biologistisches Verständnis von Geschlecht. Geschlecht ist in ihrer Analyse etwas angeborenes, und die Dekonstruktion von Geschlecht wird als fehlgeleitetes Emanzipationsbestreben vom Körper bezeichnet. Menschen, denen bei der Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde, die nicht-binär oder binär trans sind, betrachtet sie als „verlorene Schwestern“, die sich in einer Art postmoderner Beliebigkeit davor drücken, sich mit der Realität ihrer weiblichen Subjektposition auseinanderzusetzen. Trans Frauen sind zwar „auch Frauen“, aber eigentlich nicht so richtig, denn es gibt deutliche Unterschiede zwischen ihnen und cis Frauen. Überhaupt ist es ein unangebrachtes Überstülpen, cis Frauen außerhalb von trans politischen Kontexten als cis Frauen zu bezeichnen. Ungroßzügig interpretiert (oder auf Basis ihrer restlichen Äußerungen), lässt dass nur eine Unterscheidung in „normale“ Frauen und trans Frauen zu.

„Den“ Queerfeminismus, in dessen Kritik sie ihre Transfeindlichkeit so gerne einbindet, gibt sie sich nicht einmal Mühe zu verstehen. Stattdessen verallgemeinert sie lustig vor sich hin und schreibt unreflektiert von anderer materialistischer und auch von rechter Kritik ab.

Ähnliches zeigt sich auch in ihrer Islamkritik (wenn sie dazu in ihren ausschweifenden Ausführungen über den bösen Queerfeminismus überhaupt kommt). Sie spricht, vollkommen undifferenziert, von „dem“ Islam und „den“ muslimischen Communities. Derart verallgemeinernde Aussagen kennen wir aus dem Populismus, der Bildzeitung und von typisch hegemonialen Rechtfertigungsmechanismen. Diese diffamierenden, verallgemeinernden Behauptungen ziehen sich durch all ihre Texte. Obwohl sie einige unterschiedliche muslimische und exmuslimische Feministinnen zitiert, ist ihre Würdigung derer Inhalte nur so lange wohlwollend, bis sie so absurde Dinge tun wie sich tatsächlich dazu zu entscheiden, ein Kopftuch zu tragen. Dabei instrumentalisiert sie bestimmte Aussagen und reißt gerne auch mal welche aus dem Kontext (ein Phänomen was auch als Tokenism bezeichnet wird). Sie veröffentlicht in der Emma, die in der Vergangenheit durch islamfeindlichen Rassismus aufgefallen ist, bezieht sich positiv auf Alice Schwarzer und auf ihrem Blog kann Mensch mindestens in ihrem Text „Jürgen und die Liebe“ finden, wie sie über Menschen denkt, die ihren religiösen Traditionen nachgehen.

Anstatt sich tatsächlich mit den an sie gerichteten Vorwürfen des islamfeindlichen Rassismus in ihren Inhalten auseinanderzusetzen, lässt sie sich lieber über die unsäglichen Sprechverbote der Linken aus. Besonders gerne natürlich bei den Vorträgen, für die sie in der gesamten Bundesrepublik eingeladen wird.

Besonders auffällig äußert sich Linkerhands Rassismus in ihren Anflügen von white saviourism: „da die (ex)muslimischen Feministinnen […] ihre Forderungen meist unter sehr hohem persönlichem Einsatze vertreten […] bleibt es vorderhand die Aufgabe westlicher Frauenrechtlerinnen, diesen Realuniversalismus der Moderne feministisch auszuloten.“  White saviourism ist ein rassistisches und kolonialistisches Konzept, welches sich dadurch auszeichnet, weiße Menschen als die einzig wahren weißen Retter*innen nicht weißer Menschen zu zeigen, obwohl die erste Gruppe in erster Linie an den Problemen der zweiten Gruppe Schuld ist. Es ist eine Form weißer Überlegenheit, in der bi_Poc Menschen als abhängig von weißen Menschen und deren „Hilfe“ dargestellt werden. White saviourism ist gefährlich, weil es bi_Poc als Projekte für weiße Menschen benutzt und rassistische Denkmuster verfestigt.

Intersektionale Feminist*innen, bzw. mehrfach- diskriminierte Minderheiten, die cis Frauen, entgegen Linkerhands Behauptung, übrigens nicht aus ihren Kämpfen ausklammern, sieht sie als Bedrohung für ihren Vormachtsstatus als „Subjekt Frau“ an (das offensichtlich auch weiß zu sein hat). Während sie selbst versucht Solidarität mit ihnen zu diffamieren und ihre Abweisung zu legitimieren, erklärt sie sie außerdem für unsolidarisch. Minderheiten, die tatsächlich weit mehr von indirekten „Sprechverboten“ durch die Mehrheitsgesellschaft betroffen sind – während sie wohl kaum etwas riskiert, wenn sie einfach das aufgreift, was die rassistische und transfeindliche Mehrheit ihr vor die Füße wirft.  Da hilft es auch nicht, sich oberflächlich von dieser abzugrenzen.

Unser Appell an Dich ist es, ihr kritisch zuzuhören. Vielleicht klingt ihre Analyse auf den ersten Blick stimmig. Es ist toll, dass sie sich von Rassismus und Transfeindlichkeit abgrenzt, aber die CDU behauptet halt auch, von christlichen Werten geleitet zu sein. Hör genau zu, und glaub nicht alles was sie sagt. Einiges ist zum Schaden von in dieser Gesellschaft eh schon benachteiligten und Hass ausgesetzten Menschen. Einiges ist einfach falsch.

Falls du tatsächlich noch etwas Schönes, Wichtiges und Spannendes machen willst, geh lieber zu der Lesung vom International Women*Space– als ich nach Deutschland kam, die um 19:00 in der Trafostation stattfindet! – https://www.facebook.com/events/486667831924250/

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